Mittwoch, 11. April 2018

Meeresschildkröten in Bali

Seit über 100 Millionen Jahren bevölkern Meeresschildkröten Bedrohung ist und bleibt der Mensch. Obwohl Meeresschildkröten seit 1970 durch das Washingtoner Artenschutzabkommen geschützt sind, ist ihr Bestand doch rückläufig. In Indonesien sind vor allem die frisch geschlüpften Eier beliebt. Wurden um 1930 noch jährlich 36 Millionen Eier ausgegraben, so legen die geschützten Tiere Heute nicht einmal mehr 2 Millionen Eier. Bei einer Überlebenschance der Nachkommen, die unter 1% liegt, sind diese Tiere auch weiterhin zu schützen! Aber auch die Fischfangmethoden mit Schleppnetzen oder Treibnetze lassen viele Tiere in den Netzen der Großfischerei ertrinken. Verschluckter Plastikmüll, Öl auf dem Meer, Siedlungen und Hotelanlagen an ihren Legestränden, Touristen, die immer noch Souveniers aus dem Schildpatt der Tiere erstehen lassen die Bestände weiter schrumpfen.
Amed Scuba Bali, Tauchen mit Schildkröten in der US. Liberty in Bali
diese Erde und bevorzugen dabei die warmen Ozeane dieser Weltmeere. Was macht diese Schildkröten so faszinierend? Hat man einmal in ihre Augen geblickt, so denkt man an unendliche Weisheit, die dieser Blick wiederzugeben scheint. Über 100 Jahre können Meeresschildkröten alt werden und weit unter 1000 Meter tief tauchen. Dabei können die Schildkröten über eine Stunde die Luft anhalten, denn eigentlich benötigen sie Sauerstoff an der Meeresoberfläche, um zu atmen. Die
Amed Scuba Dive Resort in Bali
Paarung der Tiere findet im Wasser statt, aber erst nach 20 bis 30 Jahren erlangen Meeresschildkröten überhaupt die Geschlechtsreife und die Weibchen kommen zur Eiablage immer wieder an den selben Strand, wo sie pro Legesaison ca. 50 bis 170 Eier in den Strand legen. Die Sonne erledigt den Rest, denn die schwere Meeresschildkröte kehrt noch in der selben Nacht der Eiablage wieder in den Ozean zurück. Mit den Hinterflossen hat das Weibchen in der Nacht eine tiefe Mulde in den Sand gegraben, ihre Eier abgelegt und das Gelege wieder mit Sand bedeckt. Die Sonne und die Wärme bestimmen nun das Geschlecht der Nachkommen. Liegt die Gelegetemperatur über 29 Grad Celsius, schlüpfen aus den Eiern mehr als 50% Weibchen. Kühlere Temperaturen im unteren nassen Sandbereich lassen Männchen schlüpfen. Temperaturen über 33 Grad Celsius hingegen lassen die Gelege absterben. Mehr und mehr Schildkrötenembryonen sterben also auch durch die Globale Erwärmung. Schlüpfen zur Zeit auch mehr Weibchen als männliche Tiere, so ist die Schildkröte doch leider auch vom Aussterben bedroht. Ihr größter Feind und ihre höchste

Die Meeresschildkröten (Cheloniidae) stellen im engeren Sinne eine Familie innerhalb der Schildkröten dar. Zusammen mit der Familie Dermochelyidae (deren einzige Art die Lederschildkröte  ist) bilden sie die Überfamilie der Chelonioidea, die auf deutsch oft als Meeresschildkröten im weiteren Sinne bezeichnet werden;  dies entspricht dann auch der intuitiven Interpretation als Gesamtheit der im Meer lebenden Schildkröten.
Die Gruppe der Meeresschildkröten umfasst insgesamt sechs bzw. sieben Arten, die eine Reihe gemeinsamer Merkmale tragen. Ihre Extemitäten sind zu großen Paddeln umgestaltet, aus denen nur je eine oder zwei Krallen herausragen, und ihr Panzer ist deutlich abgeflacht und stromlinienförmig. Weil der Rückenpanzer auch bei älteren Schildkröten nicht vollständig verknöchert, ragen die Enden der Rippen frei hervor. Beim Bauchpanzer fallen auch einige Rückbildungen auf. Durch die Veränderung des Panzers haben die Meeresschildkröten außerdem die Fähigkeit verloren, ihren relativ großen Kopf bei Gefahr einzuziehen. Eine Anpassung an das Salzwasser stellen die Salzdrüsen dar, die beständig eine konzentrierte Salzlösung abgeben und so den Salzgehalt des Blutes regulieren, die Nieren allein sind dazu nicht in der Lage.

Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas) mit Christine Sbick von Amed Scuba in Bali
Die bekannteste der sieben heute lebenden Meeresschildkrötenarten ist die Grüne Meeresschildkröte (Chelonia mydas), die auch in Bali oft anzutreffen ist. Bekannt wurde diese Art als sogenannte Suppenschildkröte. Sie ist weltweit in allen tropischen und subtropischen Gewässern aufzufinden. Die ihr nahe verwandte Wallriffschildkröte (Chelonia depressa) hingegen, lebt nur in den Gewässern um Australien. 


Die Echte Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) lebt bevorzugt in der Nähe von Korallenriffen. Sie ist ein Vertreter der Meeresschildkröten, die maximal 90 cm lang werden kann und sie erreicht ein Gewicht von höchstens 75 kg. Die Hornplatten des Panzers dieser Tiere überlappen einander und stellen leider noch immer als echtes Schildpatt  die wertvollste Form des begehrten Rohstoffes für Schuckgegenstände. Der Kopf der Tiere ist sehr schmal und ähnelt dadurch dem eines Greifvogels. Die erwachsenen Tiere sind in der Regel schwarz bis dunkelbraun und weisen gelbliche und hellbraune, manchmal auch rötliche Flecken und Binden auf. Die unechte Karettschildkröte (Caretta caretta) frisst mit ihrem besonders kräftigen Kiefer auch gerne hartschalige Tiere wie Muscheln und Krebse, während die echte Karettschildkröte ein vielfältiges Nahrungsspektrum aufweist und Schwämme, Seescheiden, Weichkorallen, Schnecken und Muscheln stehen genauso wie Seegras, Algen oder Quallen auf ihrem Speiseplan. 

Die Gewöhnliche Bastardschildkröte (Lepidochelys olivacea) ist ebenfalls eine Weltenbürgerin und in allen tropischen und subtropischen Meeren Zuhause, während ihre nahe Verwandte die Karibische Bastardschildkröte (Lepidochelys kempii) fast ausschließlich an den Stränden von Tamaulipas in Mexiko nistet und im Atlantik vorkommt. Daher ist sie auch besonders gefährdet. Beide Arten sind mit nur maximal 72 Zentimeter Länge die kleinsten Meeresschildkröten. Die größte Art ist die 170 Zentimeter lange und ca. 1 Tonne schwere Lederschildkröte (Dermochelys coriacea), die auch bis zu 1200 Meter tief taucht und sich fast ausschließlich von Quallen ernährt. 
Amed Scuba, Karettschildkröte
Die Meeresschildkröten stammen von Land- oder Süßwasserschildkröten ab, die sekundär ins Wasser gegangen sind. Dies geschah wahrscheinlich im späten Paläozoikum. Die Aufspaltung der Meeresschildkröten und die Ausbildung der Cheloniidae fand wahrscheinlich in der frühe Kreide statt (vor etwa 110 Millionen Jahren), der Fossilbefund für die Schildkröten dieser Zeit ist jedoch sehr spärlich. Im münsterländischen Kalkwerk Hollekamp wurde beispielsweise ein einzelner Knochen gefunden. Die frühesten bekannten Vertreter der Cheloniidae besaßen zwar offensichtlich bereits paddelartige Extremitäten, diese waren jedoch noch nicht so gut ausgebildet wie bei den heutigen Arten. Auch das Salzausscheidungssystem über die Salzdrüsen war, der Kopfform nach zu schließen, bereits vorhanden und wurde vielleicht sogar bereits vor der endgültigen Lösung vom terrestrischen Lebensraum entwickelt. Die älteste bekannte Meeresschildkröte ist derzeit die Art Sanatanachelys gaffneyii aus der frühen Kreidezeit, sie wird allerdings einer separaten Familie namens Protostegidae zugeordnet.
 Quelle Wikipedia
Schildkröte in der Liberty, Bali


Meeresschildkröten bewohnen alle tropischen und subtropischen Meeresgebiete und verbringen bis auf die Eiablage ihr gesamtes Leben im Wasser. Die ersten Meeresschildkröten haben sich wahrscheinlich vor etwa 200 Millionen Jahren aus landlebenden Schildkröten entwickelt.
Amed Scuba, Schildkröte im Korallengarten in Amed

Meeresschildkröten ernähren sich von Kopffüßlern, Krebsen, Schwämmen und Quallen, die sie bei ihren langen Tauchgängen jagen. Ihr Stoffwechsel wird beim Tauchen stark herabgesetzt, und das Blut reichert sich mit CO2 an, ohne den Tieren zu schaden. Die Meeresschildkröten sind nicht standorttreu, vielmehr legen sie jährlich weite Strecken auf ausgedehnten Wanderungen zurück. Dabei folgen sie anscheinend den Meeresströmungen, aber auch eine Orientierung mittels des Magnetfeldes der Erde oder des Lichtwinkels wird diskutiert. Um genauere Erkenntnisse darüber zu bekommen, laufen seit geraumer Zeit Markierungsprogramme, bei denen Meeresschildkröten mit Sendern ausgestattet und so auf ihren Wanderungen beobachtet werden.
Meeresschildkröte im Korallengarten am Japanischen Schiffswrack in Bali, Amed Scuba Bali

Preisliste für jeweils zwei geführte Tauchgänge mit Amed Scuba in Bali
Die Paarung der Meeresschildkröten findet wahrscheinlich auf dem offenen Meer statt. Danach suchen die Weibchen zielstrebig ihren Geburtsstrand auf und legen dort ihre Eier ab.  betreiben. Grüne Meeresschildkröten finden mithilfe des Erdmagnetfeldes ihre Paarungs- und Brutstätte auf Ascension Island. Dazu schwimmen sie nur nachts von der Ostküste Brasiliens über 2000 km Richtung Osten. Bei der Eiablage ziehen sich die weiblichen Tiere in der Nacht mit ihren Flossen über den Sandstrand und graben eine etwa 30–50 cm tiefe Grube, in die sie die Eier legen. In dieser Zeit sind oft Schildkrötentränen zu sehen, deren Bedeutung unklar ist. Nachdem die Eier gelegt sind, vergräbt sie die Schildkröte und macht sich auf den Weg zurück ins Meer. In der Regel finden sich innerhalb weniger Nächte alle Weibchen eines Strandes ein und legen ihre Eier, entsprechend gleichzeitig können dann auch die Jungtiere schlüpfen, vorausgesetzt, ihr Gelege wurde nicht Opfer eines Nesträubers. Die Sonne brütet die Eier aus. Bei Temperaturen über 29,9 Grad entwickeln sich Weibchen. Bei niedrigeren, Männchen. Das gleichzeitige Eiablegen und Schlüpfen sorgt dafür, dass die Nesträuber gewöhnlich satt sind, bevor allzu großer Schaden angerichtet ist, wodurch mehr Jungtiere überleben. Weitere Feinde warten auf dem Weg der frisch geschlüpften Jungtiere zum Meer, vor allem Möven und Rabenvögel. Eine weitere natürliche Bedrohung für die Nester sind heftige Stürme, die in den tropischen Gegenden oft ganze Strände verwüsten. Der Mensch bedroht sie ungewollt durch Straßen, Städte und andere Lichtquellen. Da sich die gerade geschlüpften Tiere natürlicherweise am Mondlicht orientieren, um den Weg zurück ins Meer zu finden, werden sie durch  diese Lichtquellen auf ihrem instinktivem Weg irritiert und verenden. Über das Leben der Jungtiere in den ersten Lebensjahren war viele Jahrzehnte so gut wie nichts bekannt. Erst 2007 fand man am Archie Carr Center for Sea Turtle Research durch die Untersuchung des Verhältnisses verschiedener Isotope im Panzer von sich wieder in flacheren Gewässern befindlichen Tieren heraus, dass sich die eigentlich pflanzenfressenden Schildkröten während der ersten Jahre von Quallen und anderen wirbellosen Tieren ernähren, die sie im offenen Meer fangen.
Meeresschildkröten kehren immer nur zu ihrem Geburtsstrand zurück, da sie Philiopatrie
Alle Meeresschildkröten sind in ihrem Bestand vom Aussterben bedroht. Die Bedrohung geht dabei ausschließlich vom Menschen aus, der sie aufgrund ihres Fleisches, der Eier und ihrer Panzer seit Jahrhunderten jagt. Besonders in den asiatischen Ländern ist das Fleisch sehr begehrt und auch Handelsverbote, empfindliche Strafen und hohe Schwarzmarktpreise schränken den Handel kaum ein. Schildkrötenleder und das Schildpatt der Panzer stehen ebenfalls hoch im Kurs, vor allem in Japan, wo sie als Glücksbringer gelten.
Ein häufig vernachlässigter Faktor ist die Umweltverschmutzung ganzer Meeresregionen und Niststrände, die den Meeresschildkröten ihre Lebensgrundlage entzieht. Moderne Fischfangmethoden stellen eine zusätzliche massive Bedrohung dar, die Tausenden von Meeresschildkröten ein Ende als Beifang in einem Krabben- oder Fischnetz beschert. Die in den letzten Jahren entwickelten TED-Netze (steht für „turtle excluder device“) für den Krabbenfang werden von den meisten Krabbenfischern abgelehnt, da sie einen Verlust der Krabbenernte befürchten.
Alle Meeresschildkröten stehen offiziell unter Artenschutz durch das Washingtoner Artenschutzabkommen. Der Handel mit Schildkrötenprodukten ist seit 1979 durch die Convention on International Trade in Endangered Species verboten, und sie dürfen nicht gefangen und getötet werden. All diese Maßnahmen wirken jedoch nur schleppend. International versuchen Tierschützer und Organisationen den Schutz der Tiere durchzusetzen, indem sie Brutgebiete einzäunen und bewachen oder Zuchtstationen aufbauen. Die Insel Sipadan  (bei Borneo) etwa wurde 2004 zum Naturschutzgebiet erklärt und das dortige Touristenresort geschlossen. Die Insel darf seither nur noch bei Tage von einer bestimmten Anzahl Menschen nur an einigen Stellen betreten werden und es ist nicht mehr erlaubt, auf der Insel zu übernachten. Auf den Turtle Islands, in der Südsee, wurde die Zahl der gefundenen Nistgelege der Suppenschildkröte 2011 mit 14.220, mit über 1.44 Mio Eiern, angegeben. Im Jahr 2004 wurde bisher die niedrigste Zahl an Nistgelegen gefunden, es waren etwas über 4.000. Diese deutliche Steigerung der Anzahl der Nistgelege wird als Erfolg der Schutzbemühungen der Philippinen und Malaysias gewertet. Einen wesentlichen Beitrag zum Schutz der Schildkröten liefert die Wissenschaft, deren Erkenntnisse über das Verhalten der Tiere einen effektiveren Schutz erlauben.

Literatur:
Amed Scuba Bali, http://amedscuba.blogspot.com
Bjorndal, KA. (1995), Biology and Conservation of Sea Turtles, Smithsonian Inst Press, Wah
Carr, A. (1986), The Sea Turtle, so excellent a fish, Univ Texas Press, Austin
Davidson QG (2004), Sanfte Riesen, Mare Buchverlag, Hamburg
Spotila, JR (2004), Sea Turtles, A complete guide to their biology, behavior and conservation, John Hopkins Univ Press, Baltimore
Mark Wunsch, Meeresschildkröten haben es schwer, in Faszination Meeresforschung, Ein ökologisches Lesebuch, Springer 2017 zweite Auflage


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